#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #30

Community Projekt #100 - Norbert Heyermeyer, Essen im Dezember 2020.

Mit dem Kauf einer neuen Kamera hatte ich mich entschieden, auch mehr in Grundlagenwissen zu investieren und habe im Mai 2015 eine Basis-Fotoreise mit Frank gemacht. Das war dann der Beginn einer neuen Leidenschaft für die Fotografie und die Bildbearbeitung. Seit dem habe ich mein Equipment immer wieder aufgerüstet und mich intensiv mit der Blitzfotografie und Bildbearbeitung beschäftigt.

Ich mache hauptsächlich People-, Landschafts- und Makrofotografie. Auf mehreren Fotoreisen (immer wieder gerne mit der FF-Fotoschule) kommt dann immer mal wieder die Gelegenheit zur Street-Fotografie dazu.
Deshalb fand in die Idee mit diesem Community Projekt sehr interessant und habe mich bei Frank angemeldet.

yes Unseren Newsletter bekommst Du hier: yes

Als dann das Buch zu mir kam und ich „mein“ Bild von Ricard Terré sah, hatte ich keine Idee, wie man dieses Bild in der aktuellen Zeit umsetzen sollte.

Das Bild zeigt eine Gruppe von Mädchen, alle in weißen Kleidern, vermutlich im Rahmen einer kirchlichen Zeremonie. Im Zentrum steht ein Mädchen, dass als einzige direkt in die Kamera schaut. Sie hat einen starken Sehfehler, der das Bild sowohl interessant macht, als auch ein unangenehmes Gefühl beim Betrachter auslöst, ertappt worden zu sein.

Das es kein „richtiges“ Streetfoto werden würde, war gleich klar. Aufgrund der aktuellen Corona- Einschränkungen und der frühen Dunkelheit im Dezember, war ein echtes (Street-) Foto keine Option.
Bei meinem Aufruf in der Community-Facebook-Gruppe kamen einige interessante Ideen zusammen, u.a. doch Schaufensterpuppen (nochmal vielen Dank für die Idee) zu nehmen. Der Fotograf des Vorlagebildes, Ricard Terré, hat vor allem die Kuriositäten seiner Umgebung fotografiert, darunter z.b. auch beschädigte Statuen. Puppen für das Bild zu nehmen würde also zum Thema passen.
Nun habe ich keine Schaufensterpuppen und kenne leider auch niemanden mit einem Bekleidungsgeschäft. Aber mein Blick fiel auf die kleine Gliederpuppe im Regal, die doch so etwas ähnliches wie eine Schaufensterpuppe ist. Damit war das Konzept klar: Es würde ein Composing werden, ich würde ein Model mit der Puppe zu einem Bild ähnlich der Vorlage kombinieren. Also habe ich ein passendes Lichtsetup aufgebaut und die Puppe in mehreren Posen ähnlich den Personen auf dem Originalbild fotografiert und testweise zu einem Composing zusammengebaut. Dabei war die Tiefenstaffelung der Puppen eine neue Herausforderung. Bisher hatte ich nur Composings erstellt, bei denen ich das Model in eine neue Umgebung eingebaut habe. Hier mussten nun aber mehrere Objekte halbwegs glaubwürdig in der Tiefe gestaffelt werden. Dazu habe ich mit mehreren Anordnungen und mit unterschiedlichen Weichzeichnungen experimentiert. Nachdem ich mit dem Ergebnis zufrieden war, habe ich noch zwei Bilder (Model und Hintergrund) aus meinem Fundus eingebaut. Dann wurden mit Dodge&Burn noch die Schatten angepasst und das erste Testbild war vorzeigbar...

composing_testbild.jpg

Das Bild habe ich dann dem Model und ein paar Fotofreunden vorgestellt und die Idee weiter ausgearbeitet.

Am Samstag habe ich mich dann mit Melanie in Krefeld getroffen und wir haben die benötigten Fotos (vor einer Kirche) gemacht. Es waren doch ziemlich viele Menschen unterwegs und es war unerwartet schwierig, die „richtige“ Pose zu finden und gleich an der Kamera zu beurteilen. Das würde ich zukünftig eher im Studio machen.

Mit den neuen Fotos habe ich mich wieder ans Werk gemacht und die Bilder in Photoshop montiert. Im Originalbild hält das Mädchen einen kleinen Blumenstrauß in der Hand, aber was sollte mein Model in der Hand halten damit eine Geschichte entsteht? Ich habe verschiedene Versionen ausprobiert und wieder verworfen (kleiner Blumenstrauß, größerer Blumenstrauß, Hammer, Schraubendreher, ...). Schließlich sind es zwei Versionen geworden, mit Blumenstrauß (für Melanie) und mit Hammer (für mich). Dafür habe ich u.a. freie Stockbilder von Pixabay.com verwendet.

Zum Schluss wurden die Schatten und Graustufen – mehrfach – überarbeitet bis zum finalen Bild. Bei Composings ist es hilfreich mit etwas zeitlichen Abstand nochmal auf das Bild zu schauen, da man dann oft noch „Fehler“ entdeckt.

composing_blumen_2048px.jpg

 

composing_hammer_2048px.jpg

Das Fotografieren der Einzelbilder und die Arbeit an dem Composing hat viel Spaß gemacht und ich habe neue Techniken (Fotografisch und in Photoshop) entdeckt und angewendet. Ich werde mich wohl in Zukunft noch etwas mehr mit Composings beschäftigen.

Ich möchte meinen Fotofreunden Helmut, Jens und Wolfgang für ihre Ideen und Kritiken danken. Mein besonderer Dank geht an Melanie, dass sie bei bestem aber kaltem Winterwetter den Spaß mitgemacht hat.