#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #91

Ich halte das Buch vor mit und schaue mein Bild an. Oh Gott, was ist das denn?

Der Fotograf „Gueorgui Pinkhassov“ hat von oben eine Kreuzung mit Zebrastreifen und Menschen fotografiert und im Bild ragen noch vier verschiedene „bräunliche Flecken“ rein. Was ist das.

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Beschreibung des Bildes gelesen: Er hat aus einem Restaurant die Straße fotografiert und ein Tisch umrahmt bzw. verdeckt teilweise die Straßenkreuzung. Damit konnte ich nichts anfangen. Gehe ich jetzt raus in die Welt und fotografiere ich alle Straßenkreuzung in Düsseldorf und das noch von oben?

Um ehrlich zu sein: Ich hätte das Bild „in die Tonne“ gekloppt. Aber warum er nicht?, dass war meine Frage.

Monsieur „google“ bemüht und nach dem Fotografen gesucht.

Und dabei bin ich auf da Zitat gestoßen: „Meiner Meinung nach liegt der Fehler des Fotografen darin, daß er etwas sucht und etwas bekommen möchte. Nur die Befreiung von Begehren und Verurteilen kann eine Chance geben, etwas Neues zu finden“.

Dann seine Bilder angesehen in Instagram und Co. Viele Bilder sind nach meiner Deutung einfach spontane Aufnahmen –teilweise Banales- losgelöst von allgemeinen/üblichen Vorstellungen.

2014 hat er die Jurierung eines Fotowettbewerbes in der Ukraine vorgenommen und dort fand ich zwei Artikel mit seinen Erfahrungen.

Ua. sagt er da „Ich denke überhaupt nicht nach. Für mich ist eine sofortige Reaktion auf das Unerwartete, zufällig Gesehene wichtig, weil ein zufälliges Foto interessant ist. ... Entdeckungen geschehen nicht ohne Unfälle. Zufall ist Kreativität. Wenn Sie ein zufälliges, unnötiges, nutzloses Foto machen, finden Sie etwas Unerwartetes. Wenn Sie etwas zufällig finden, ist es ein Gewinn. Improvisation ist ein Gewinn. Wenn Sie nur das tun, was Sie können, dann ist es nicht interessant. Du wiederholst, was bereits getan wurde..

Und diese Aussagen und die anderen aus diesem Interview waren für mich ausschlaggebend. Geh hinaus und fotografiere einfach und spontan was du siehst. Aber ich wollte doch kleine Bestandteile seines Bildes auch aufgreifen. Es sollte was mit Verkehr und auch ein bisschen versteckt sein.

Und das ist daraus entstanden: Eine Aufnahme in einem Bus wo die Perspektive durch die Rückenlehne der Sitze verdeckt werden und die Person –aktuell mit Maske- nicht zu erkennen ist. Der „Verkehr“ wird angedeutet durch die Tafel der Haltestellen im Bus.

Kurz zu mir: Ich fotografiere nur hobbymassig. Habe aber lange Jahre nur Studiofotografie betrieben, da ich in meinem Büro ein geeigneten Raum dafür hatte. Und es war und ist für mich schon eine Besonderheit einfach spontan zu fotografieren, da ich es ja gewohnt war, meine Bildgestaltung, mein Licht, meine Einstellungen oft im Voraus zu planen.

Düsseldorf, 20.7.2022

Wolfgang Rieck