FF-Fotoschule „Der Fotografie TV-Tipp Nr. 4"
Weiter gehts, heute mit einem Portrait über den berühmten deutschen Fotografen Horst Wackerbarth. Wir empfehlen regelmäßig Sendungen zum Thema Fotografie im Fernsehen. Dieses Mal legen wir Ihnen allerdings die Sendung ganz besonders ans Herz, weil Sie durch die Beobachtung des Arbeitsweise von Horst Wackerbarth ganz tolle konzeptionelle Eindrücke gewinnen werden, die Ihren eigenen Arbeite gut tun werden.
Der Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder: Die Rote Couch ist Markenzeichen, Material und Medium des Fotografen Horst Wackerbarth - seit Jahrzehnten. "The Gallery of Mankind" nennt er sein Werk - Menschheitsgalerie. Auf der Roten Couch führt er Bekannte und Unbekannte auf gleicher Augenhöhe zusammen. "Here and There" heißt sein neuestes Projekt. Thema: Migration in Duisburg - immigrand aliens. Das Porträt begleitet Horst Wackerbarth während der Arbeit an seinem Projekt im Ruhrgebiet, das sein künstlerischer Beitrag für die Kulturhauptstadt Europa - Ruhr 2010 war.
"Ich bin ein Menschensammler" - sagt Horst Wackerbarth von sich selbst. Der Fotograf, geboren in Fritzlar, war nach dem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Kassel für einige Jahre nach New York gegangen und hatte hier seine erste Rote Couch erstanden, mit der er durch die USA reisen und die, die darauf Platz nahmen, fotografieren wollte.
Eine fotografische Gesellschaftsanalyse sollte es werden, Vertreter so vieler Schichten und Kulturen, Gruppen und Berufe sollten sich auf das Sofa setzen, dass man am Ende meinte, die ganze Nation habe darauf Platz genommen. Der besondere Reiz der Serie sollte aus zwei einander widersprechenden Effekten entstehen. Die Rote Couch - ein Stück Vertrautheit - sollte den Porträtierten die Scheu nehmen und in ungewohnte Zusammenhänge gestellt, dem Betrachter einen ungewöhnlichen Blick auf Land und Leute ermöglichen. Das war 1979 und noch niemand hatte begriffen, welch großartige Idee da an einer Schnittstelle zwischen Surrealismus und Pop-Art geboren war.
Die Couch kam mit Wackerbarth nach Deutschland, wurde zu einem Ort der Begegnung von Menschen und Landschaften und zu einem konstituierenden Element eines weltumspannenden Projekts: "Der Galerie der Menschheit" - ein fotografischer Dialog zwischen Menschen und Landschaften mit dem Ziel, heutigen und späteren Generationen eine Anthropologie des 21. Jahrhunderts zu erstellen. Was denkt, fühlt, wünscht und erhofft sich der Mensch des 21. Jahrhunderts? Horst Wackerbarth bringt seine Rote Couch zu den Menschen - ein Symbol des Verbindenden zwischen Nationen, Religionen, Rassen und sozialen Schichten. Sie wird zur Bühne für Bekannte und Unbekannte, Arme und Reiche, sie ist Kundschafterin und Botschafterin der menschlichen Suche nach Wahrheit und Glück.
Der Film erzählt aber auch von anderen Arbeiten des Künstlers - Horst Wackerbarth arbeitete in der Werbung, fotografierte Mode und erschuf mit seinem fotografischen Gesamtwerk einen ganz eigenständigen künstlerischen Raum in der Fotografie der Gegenwart.
Der Film zeigt den Künstler im Kreise seiner Familie, im Stadion, wenn sein geliebter Fußballverein Schalke 04 spielt, begleitet ihn beim Einzug in das große Gemeinschaftsatelier in einer Düsseldorfer Fabriketage und ist dabei, wenn er ein Foto nachinszeniert und neu interpretiert, das ihn vor 20 Jahren als Werbefotograf in die Schlagzeilen brachte - das "Abendmahl" nach Leonardo da Vinci als Werbefoto für Otto Kern.
Horst Wackerbarth sitzt auf seiner Roten Couch und spricht über sein Leben, den Sinn und die Kraft seiner Bilder - ein charismatischer Künstler, ein sensibler wie zupackender Chronist der Gegenwart, der mit seiner Kunst im besten Sinne des Wortes Bildanschauung in Weltanschauung übersetzt.
(Deutschland, 2010, 43mn)
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