#communityprojekt100 - 100 ikonische Streetfotos #20

Interpretation des Fotos „Brick Lane“ von Paul Trevor (Karina Rüster)

Als ich das erste Mal von diesem Projekt hörte, fand ich es sehr interessant, vor allem, weil ich bis dahin keinerlei Erfahrungen mit der Thematik „Streetfotografie“ gesammelt hatte. Ich fotografiere seit 2017 vorwiegend in den Bereichen Naturfotografie und Makrofotografie. Von daher ist dieses Projekt eine tolle Herausforderung. Kurzum ich meldete mich an und erhielt wenig später die Zusage, mich am Projekt beteiligen zu dürfen. Ich war froh, nicht direkt zu Beginn an der Reihe zu sein, allerdings nahm mit der Zeit auch die Aufregung zu. Dann kam das Buch und beim Blick auf das zugeteilte Foto dachte ich nur: „Oh Schreck, wie setzt du das bloß um?“.

So begann ich mit der Recherche zu Paul Trevor und seinen Beweggründen für dieses Bild.

Paul Trevor wurde 1947 in London, UK, geboren. Mit 25 Jahren kündigte er seinen Beruf als Buchhalter und beschäftigte sich fortan mit dem Fotografieren. Das Herzstück seiner Arbeit ist der soziale Impuls, er fotografiert in und für die Gemeinschaft. Paul Trevors Fotos bilden die Geschichte von East London und von Liverpool ab, wo er bereits 1975 fotografierte. Er war Mitbegründer der „Exit Photography Group“ (1973) und half beim Aufbau des „Half Moon Photography Workshops“ (1975).

Dieses Foto hat Paul Trevor 1978 als Teil einer Art „bebilderten Tagebuchs“ in seiner Nachbarschaft aufgenommen. 1978 kam es, nach einem rassistischen Übergriff und der Ermordung eines örtlichen Bekleidungsarbeiters, zu Unruhen. Nach weiteren rassistischen Angriffen wurde die Brick Lane sehr stark durch Polizeikräfte kontrolliert. Auf dem Foto sieht man im Hintergrund eine größere Ansammlung von Polizisten, die in zwei Reihen an einer Straßenecke stehen, teilweise mit verschränkten Armen und an einen Poller gelehnt. Im Vordergrund steht ein Junge, der grinsend eine echt wirkende Spielzeugpistole auf die Polizisten richtet. Diese scheinen den Jungen allerdings nicht als Gefahr wahrzunehmen.

Nach der Recherche kam mir der Gedanke, dass meine Interpretation des Fotos auch etwas vom momentanen Zeitgeschehen beinhalten muss. Spontan kamen mir folgende Ideen:

  • Black lives matter
  • Klimawandel
  • Leben in der Coronakrise

Da die Infektionszahlen gerade am Steigen waren, entschied ich mich für das Thema „Corona-Krise“. Allgegenwärtig sind die Abstands- und Hygieneregeln.

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Daher meine Vorüberlegungen:

  • Alltagsmasken für jede Person
  • Mangels Polizisten in Uniform  erwachsene „Aufpasser“ in dunkler Kleidung, die die Regeln befolgen. Nur Familienmitglieder dürfen beieinanderstehen.
  • Verschränkte Arme, um die Stimmung und den Ernst der Lage auszudrücken
  • Alle Altersklassen betroffen
  • Spielendes Kind, das zeigt, dass es trotz der Krise auch Freude in diesen Zeiten gibt (hellere Kleidung)
  • Statt Spielzeugwaffe  Seifenblasen in Richtung der Erwachsenen pusten (Regelbruch)
  • Location: zentral, aber dennoch verkehrsberuhigt; Häuserecke, die nicht spitz zuläuft

Und nun zur Umsetzung des Fotos:

Hier zeigten sich gleich zu Beginn die ersten Schwierigkeiten. Vor allem die Koordination mehrerer Teilnehmer an einem der wenigen regenfreien Tagen stellte eine Herausforderung dar.

  • Location: Häuserecke in der Innenstadt von Kaiserslautern
  • Wochentag: Sonntag
  • Platzierung der Personen:
    • Nur Familienmitglieder stehen näher zusammen
    • Verschränkte Arme  Härte ausstrahlen
    • Teilweise Blick weg vom Kind  keine „Bedrohung“, weniger Interesse
    • Erwachsener Mann dreht sich zu dem Kind, das mit Eifer Seifenblasen herstellt und sie in seine Richtung pustet
  • Aufnahme: Weitwinkel, schwarz/weiß und anschließend etwas Körnung zusätzlich ins Bild bringen

Hier meine Interpretation:

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